Was ist Selbsterkenntnis?
Versuchen wir gemeinsam dahinter zu blicken.
Die alten Griechen und Hindus sprachen über Selbsterkenntnis. Das ist so alt wie die Berge. Sokrates und andere sprachen darüber, sich selbst zu erkennen.
Was bedeute es, sich selbst zu erkennen?
Kannst du dich jemals selbst erkennen? Wir forschen gemeinsam.
Was ist das Selbst?
Du musst darüber wissen, was ist das Selbst, dass es anscheinend so nötig ist, es zu erkennen.
Was meinen wir mit dem Wort erkennen?
Es ist erforderlich, damit so sorgfältig damit umzugehen, denn sonst würden wir einander in die Irre führen, wenn wir die Worte nicht verstehen.
Was meinen wir mit kennen und erkennen?
Ich kenne Frankfurt, weil ich 23 Jahre dort meinen Arbeitsplatz hatte. Ich kenne meine Nachbarn, weil ich sie 18 Jahre und länger gesehen habe. Sie sind da und ich bin hier. Wenn wir sagen „ich weiß“, dann meinen wir damit das Wiedererkennen an das Gesicht, den Namen, den Ort. Also Wiedererkennen, Erinnerung und Assoziation. Erinnerung, weil ich sie gestern traf, deswegen habe ich sie heute wiedererkannt. So funktioniert das Gedächtnis.
Wenn ich sage ich weiß, dann drückt sich so die Vergangenheit in der Gegenwart aus.
Das Schaubild kann dir weitere Hinweise über den Verlauf des Erkennens über das Denken zur Reaktion geben.
Bist du daran interessiert?
Die Vergangenheit ist die Bewegung von Wissen. Man studiert, man geht zur Schule, zur Universität und gewinnt eine große Menge Informationen. Dann sage ich, ich bin Physiker, oder Ingenieur usw.
Wenn man sagt, man muss sich selbst erkennen, kommst du dann ganz neu zu dieser Erkenntnis über das Selbst? Oder kommst du mit bereits vorhandenem Wissen dazu? Siehst du den Unterschied? Ist es zu schwierig um zu verstehen?
Ich will mich selbst erkennen. Gehe ich mit dem erlangten Wissen auf mich zu. Zum Beispiel dass ich Psychologie studiert habe, Psychotherapeuten aufgesucht und eine Menge gelesen habe. Das bedeutet, ich gehe anders an das Verständnis über das Selbst mit dem gewonnenen Wissen heran. Oder komme ich dahin, ohne diese ganze vorherige Ansammlung von Wissen über mich selbst.
Wir haben erklärt was Verlangen, was Wollen ist. Wenn wir sagen, ich muss mich selbst erkennen, bin ich schon vertraut mit mir. Diese Vertrautheit, dieses Wissen diktiert, wie ich mich selbst beobachte. Das ist sehr wichtig, wenn du es selbst untersuchen möchtest. Ich habe bereits Wissen über mich selbst und benutze es um mich selbst zu verstehen. Das wird lächerlich. Es ist absurd. Es bedeutet, dass ich mich selbst, durch das Wissen anderer verstehe, wie Freud, Jung, Descartes, und all die anderen modernen Psychologen.
Kann ich also dieses ganze Wissen beiseite lassen? Denn ich sehe mich selbst durch die Augen anderer. Kann ich also all dies außer Acht lassen und mich ganz neu sehen? Ist das soweit nachvollziehbar?
Jetzt fragt der Fragesteller: Ist verlangen notwendig, wenn ich mich selbst beobachte? Sehe nun was geschieht. Ich habe durch andere Wissen über mich selbst erlangt, über das was ich bin. Kannst du den Unterschied erkennen? Einerseits das Wissen, das ich durch Studium meines Selbst erlangt habe und andererseits die Tatsache des Selbst. Das was tatsächlich ist.
Es gibt also einen Widerspruch zwischen dem was ist und dem was ich angesammelt habe. Und um diesen Widerspruch zu überwinden übst du deinen Willen aus.
Wie wunderbar das ist!
Man hat studiert, ich nicht, zum Glück. Man hat beispielsweise den modernsten Psychologen, Psychotherapeuten studiert. Man ist zu ihm gegangen, hat mit ihm gesprochen. Der Therapeut gibt mir ein bestimmtes Wissen über mich. Nehme dieses Wissen auf, trage es nach Hause und entdecke, dass es anders ist als ich. Dann beginnt der Konflikt. Das was ist und das was mir erzählt wurde anzupassen.
Dabei entstehen dann Verlangen und Wollen um den Konflikt zu unterdrücken, zu überwinden oder zu akzeptieren.
Das ist also die Frage!
Jetzt fragen wir, ist Wollen und Verlangen überhaupt notwendig? Es entsteht nur, wenn ich mich an ein Muster anpassen muss. An das Muster eines Guru, Therapeuten und all das. Dann fängt der Kampf an, der Konflikt es zu überwinden es zu kontrollieren.
Ich bin ein Suchender, das bedeutet ich hinterfrage. Daher weiße ich in meinem Hinterfragen all das zurück. Ich weise all das zurück, was andere mir über mich erzählt haben. Wirst du das tun?
Du wirst es wohl nicht tun, weil es viel sicherer ist, Autorität zu akzeptieren. Dann bist du sicher. Wohingegen, wenn du das tust, die Autorität jedes andern, vollständig zurückweisen, nicht zu einem Anhänger werden. Dann befindest du dich absolut außerhalb dieses Bereiches.
Wie beobachtest du dann das Selbst? Die Bewegung des Selbst? Das Selbst ist nicht statisch. Es regt sich, lebt handelt. Wie beobachtest du so etwas, das sich so enorm regt, aktiv ist, drängt, wünscht, Emotionen, Gier und Romantik hat?
Was bedeutet, kann ich diese Regung des Selbst beobachten? Des Ichs, der Wünsche, der Ängste, all dessen. Kann ich beobachten ohne von anderen übernommenes Wissen, oder das Wissen aus meiner vorherigen Selbsterforschung?
Einer der Aktivitäten des Selbst ist Gier. Oder Vergleich, mich mit jemand anderem zu vergleichen. Das ist die Aktivität des Selbst.
Wenn ich das Wort Gier benutze, habe ich bereits die Reaktion mit einer Erinnerung assoziiert, die ich vorher an die Reaktion hatte. Ich benutze das Wort Gier um dieses Gefühl zu identifizieren. Die Identifikation bedeutet, dass ich es schon kenne. Ich benutze das Wort um es zu identifizieren.
Kann ich auf diese Reaktion blicken, ohne das Wort und daher ohne die bestehende Vertrautheit?
Kann ich diese Reaktion, ohne eine einzige Regung von Wiedererkennung sehen?
Schon im Moment des Wiedererkennens, stärke ich diese Reaktion, weil ich sie wiedererkenne und in mein Gedächtnis aufnehme.
Kann ich mich selbst, ohne jede Richtung, ohne jeden Vergleich beobachten? Ohne das Gefühl, das hatte ich schon einmal? Einfach ohne Richtung und daher ohne Motiv?
Das bedeutet, jedes Mal über sich selbst zu lernen, und nicht dass du Wissen über dich angesammelt hast und dich so selbst kennst.
Wenn du dich sehr ernsthaft mit dieser Frage auseinandersetzt, wirst du erkennen, dass es nicht Schritt für Schritt geht – 1. Schritt -2. Schritt – 3. Schritt… die erste Initiation, die Zweite… sondern dass du die Wahrheit all dessen sofort siehst.
Du siehst die Wahrheit, dass du dich im Augenblich des Wiedererkennens überhaupt nicht kennst. Das erfordert sehr viel Achtsamkeit.
Die meisten von uns sind so nachlässig, so bequem. Wir haben alle möglichen Ideen, wir müssen dies oder das sein, oder eben auch gerade nicht. Also kommen wir mit einer enormen Last und kennen uns daher niemals selbst.
Anders ausgedrückt, wir sind der Rest der Menschheit. Ob wir in Asien, Amerika oder Europa leben, wir leiden, leben in Angst, Ungewissheit und Kummer. Wir machen das durch. Jeder von uns. Wir sind im Kern die übrige Menschheit, psychologisch gesehen. Egal ob wir groß oder klein, hell- oder dunkelhäutig sind, davon ist hier nicht die Rede, psychologisch sind wir der Rest der Menschheit, wir sind die Menschheit.
Was gibt es über mich selbst zu wissen?
Ich bin all dies, und du natürlich auch, das ist eine Tatsache. Dann ergibt sich das Problem, kann dieser Inhalt meines Bewusstseins ausgelöscht werden?
Das ist das Lernen über sich selbst. Dieses Selbst bist nicht du oder ich, es ist das Bewusstsein der Menschheit.
Wir sind so trainiert, so auf Individualität konditioniert, so trainiert, dass ich psychologisch anders bin als jemand anders, was aber keine Tatsache ist. Wir sind so trainiert und akzeptieren es.
Wir sagen, ich muss mich selbst erkennen, damit sagen wir eigentlich, ich muss meine kleine Zelle erkennen. Wenn du diese kleine Zelle untersuchst, ist nichts da.
Wenn aber die tatsächliche Wahrheit ist, dass wir die Menschheit sind, dann sind wir der Rest der Menschheit. Den komplexen menschlichen Geist zu erforschen, ist gleichbedeutend mit der Geschichte über sich selbst. Du bist die Geschichte, die Historie. Wenn du das Buch zu lesen weißt, ist es da auch zu Ende.